Hauptstadt
... habe ich den richtigen zeitpunkt schon verpasst. der herbst ist dann doch ziemlich schnell zum fast-winter geworden und dieser komische moment, diese wenigen wochen, in denen berlin zwischen sommer und winter schwebt, ist schon so gut wie vorbei. das bunte, seltsame völkchen dieser großen stadt zeigt in diesen wenigen wochen seine ganze diversität. da stehen an der ampel zwei menschen: einer (meistens eine frau) in mantel, möglicherweise schon mütze und stiefeln, der andere (meistens ein mann) direkt daneben in kurzen hosen und t-shirt. da ergeben sich die ersten schon dem tristen grau und schwarz, den hochgestellten mantelkragen, den blassen, freudlosen gesichtern, während die anderen den herbst spätsommer nennen, und nochmal so richtig aus den vollen schöpfen - bunt, kurz und laut. da geben sich das sommer-berlin und das winter-berlin den staffelstab in die hand. die, die sich nicht so recht entscheiden können, verabschieden sich wehmütig vom bunten, fröhlichen und aufgeschlossenen sommer-berlin um sich anschließend, mit einem tiefen säufzer, dem unfreundlichen, griesgrämigen und matschigen winter-berlin zuzuwenden - drumherum kommt man ja doch nicht.
jetzt ist er vorbei - dieser moment. das leicht motzige winter-berlin hat das verrückte sommer-berlin vor die tür gesetzt oder weggesperrt oder zu seiner tante aufs land geschickt und regiert die stadt mit eisiger hand. hier und da rufen nochmal eine bunte mütze oder ein paar geringelte strümpfe zum protest auf, doch der aufschrei bleibt unbeantwortet. nur auf den spielplätzen darf das bunte, laute und verrückte sommer-berlin bleiben. aber die mitspieler werden langsam weniger, weil die kleinen finger an den schaukelketten fest zu frieren drohen.
bis bald, geliebtes sommer-berlin, wenn du uns im frühling von deinen reisen erzählst und unseren blick wieder vom asphalt gen himmel lenkst ...
annablume - 14. Nov, 13:21
gestern war es wieder so weit, ganz berlin feierte auf den straßen, in kneipen, bars und cafés, restaurants, kirchen, kindergärten und schulen, unter und auf brücken, an bushaltestellen und in der s-bahn. es war die längste nacht des jahres und berlin begang sie mit der fête de la musique. den ganzen tag klang und dröhnte es aus allen ecken. es wurde noch mehr auf den straßen getanzt, als es hier ohnehin schon den ganzen sommer über getan wird, es war herrlich. nur jedes fünfzehnte wort war ein deutsches, die meisten verstand ich nicht, auch so manches deutsche nicht. mit dem feierabend füllten sich die straßen, die kinderfeste wichen den partys, bis 10 durfte draußen gefeiert werden. zwischen friedrichshain und kreuzberg herrschte ein für fahrradfahrer ausgesprochen feindliches terrain, die radwege wurden zu den roten teppichen der verliebten, der boden war überzogen von einer romantisch knisternden glitzerschicht. die stadt hatte sich offenbar für freies marihuana für alle entschieden, anders kann ich mir die durch die kreuzberger oranienstraße wabernden nebelschwaden nicht erklären. menschen, arm in arm, trunken vor liebe und alkohol, spazierten, schlenderten und torkelten durch die straßen, bewegten sich, je nach liebes- und alkoholpegel mehr oder weniger rhythmisch zu den wummernden melodien, die sich von lautsprecher zu lautsprecher durch ganz kreuzberg hangelten. ab 10 herrschte dann tatsächlich irgendwie ungemütliche aufbruchstimmung - rein wollte keiner so recht, aber draußen war feierabend. die grünen männlein lauerten schon händereibend darauf, dass gegen die sperrstunde verstoßen wurde und sie schöööön einen auf dicke hose machen konnten. nach kreuzkölln trauten sie sich wohl nicht so recht, hier konnte man noch draußen sitzen. auf dem weg zurück nach friedrichshain, erneut durch das weiß-grüne Glitzerbett rollend, wurde mein herz von freude darüber erfüllt, in dieser verrückt verzückten stadt zu leben. die, eben erst durch das wahnsinnige cello-solo auf der oberbaumbrücke auf einen neuen höchststand gebrachte euphorie, wurde unmittelbar nach der warschauer brücke von einer grün/schwarzen, mit schlagstöcken bewaffneten wand abrupt ausgebremst. linke sitzblockaden gegen demonstrativ kaugummikauende (ja, man kann demonstrativ kaugummi kauen!) polizisten. warum muss ich friedrichshain immer gleich gezankt werden? sollte ich zurück in das glitzernde, funkelnde und tanzende kreuzkölln?
annablume - 22. Jun, 10:47
eigentlich wollte ich nur kurz ein buch in charlottenburg abholen. auf der strecke zwischen meiner wohnung und dem hugendubel in der tauentzienstr. liegt eine bahnfahrt von einer knappen halben stunde und vorher und nachher ein bisschen fußweg. auf diesem bischen vorher-fußweg bin ich über einen tatort gestolpert
habe eine frau dabei beobachtet, wie sie ihrem schäferhund seine bernsteinkette ausgezogen hat (da konnte ich das handy leider nicht schnell genug zücken), habe einen faulen, aber kreativen hundebesitzer gefunden
habe einen hund gesehen, der mit dem zufriedensten gesichtsausdruck, den ein hund haben kan auf einem winzigen stück grün gegen ein schild mit der aufschrift "für hunde verboten" pinkelte (auch da war ich leider nicht schnell genug) und habe die scheußlichste ernst gemeinte perrücke meines lebens gesehen.
ich liebe meine stadt!
annablume - 19. Jul, 14:13
wie schön, dass wir in einer so vielfältigen welt leben. 15-jährige sind nicht einfach 15-jährige! einerseits wird "dank an einer initiative" (vielen dank auch!!!) für die schüler der
eberhard-klein-oberschule (!) quasi die gesamte skalitzer straße zum verkehrsberuhigten bereich, sodass man von kreuzberg nach firedrichshain nur noch mit tempo 30 kommt. scheinbar verleitet der direkt gegenüber der schule liegende mc donalds die schüler, von unstillbarer fettsucht angetrieben, zu panikartigen überquerungsversuchen der skalitzer straße. und da ampeln in berlin kein zuverlässiges verkehrshilfmittel sind muss 30 gefahren werden, damit die armen kinder auf dem weg zum ranzigen frittierfett nicht von
rasenden autofahrern erwischt werden.
andererseits scheinen die 15-jährigen berliner aber doch für recht zurechnungsfähig gehalten zu werden. während sie also auf wilmersdorfer spielplätzen hunderte verkaufsfertige päckchen
kokain und heroin im sand verbuddeln, wird am anderen ende der stadt der verkehr für sie beruhigt.
what a wonderful world!
annablume - 9. Mai, 12:07
I love berlin!!!!
annablume - 15. Mär, 19:12
"schoggo" - nuschelt das mädchen auf dem platz gegenüber.
"dein buch?" fragt die frau neben mir.
"nee, schoggo!" nuschelt das kind erneut.
"achso, du willst schoggolaade!" sagt die frau und reicht dem kind eine große tüte voller schokolade.
als ich wieder aufschaue kramt das kind, beide backen voller milkyway, wie man, ob man will oder nicht, unschwer erkennen kann, schon wieder nach einer neuen, in silberpapier gewickelten köstlichkeit.
"schnkglofschnud" nuschelt das kind.
"nee, noch drei stationen" sagt die frau.
annablume - 11. Mär, 18:48
annablume - 7. Feb, 09:53
nein, eigentlich müsste es in diesem fall heißen: manchmal läuft ins kino sch****. gestern zumindest. wir saßen im kino und sahen uns diesen tollen film an, alle waren gebannt vor spannung und emotionalität. vor uns war gerade die schlüsselszene dabei, sich zu entfalten, wann konnte die spannung förmlich knistern hören da . . . wurde die leinwand plötzlich schwarz, das licht ging an und ein mitarbeiter des kinos, der offensichtlich den kürzeren gezogen hatte betrat, innerlich gewappnet jeden moment gelyncht zu werden, den saal. es ging ein empörtes grummeln durch die menge, in den gesichtern lag enttäuschtes entsetzen, man kann doch unmöglich in der spannendsten stelle eine pause einbauen! außerdem sind wir alle groß, keine muss mal, wir brauchen garkeine pause! war auch garkeine pause vorgesehen. der arme kinomitarbeiter musste der wütenden meute nun offenbaren, dass es ein problem mit den toiletten gab. wir wollten ja garnicht auf die toilette, also kein thema, mach den film wieder an! nee, ging nich, weil das problem mit den toiletten ein bisschen größer war, die suppe lief langsam aber offenbar unaufhaltsam in den kinosaal und drohte die elektronik zu zerstören. daher musste diese bis auf weiteres ausgeschaltet werden, heute würde der film hier sicher nicht weiterlaufen. das war ja wohl ein ganz schlechter witz. es war grade viel zu spannend!!! wären wir mal lieber in benjamin button gegangen!
annablume - 1. Feb, 11:35
noch so ein guter und offenbar selten beachteter tipp ist die aufschrift "keine heiße asche einfüllen" die man hier in berlin auf zahlreichen hinterhof-mülltonnen lesen kann. bevor ich in berlin wohnte waren mir kachelöfen ehrlich gesagt ziemlich fremd und ich dachte immer, mit dem hinweis seien zigaretten gemeint. inzwischen weiß ich es besser und durfte nun schon zum zweiten zeuge davon werden, wie ernst dieser gute tipp zu nehmen ist, als es gestern in unserem hof lichertloh brannte:
sorry, aber hier wohnen doch echt nur vollidioten!
annablume - 23. Jan, 09:03
annablume - 16. Jan, 18:27